Samstag, 26. April 2025

Einsame Menschen finden Trost in Maschinen

Einsamkeit, Geschlossenheit und… Angst? Angst vor Missverständnissen, Angst vor Aggression, Angst davor, ohne sofort offenbarte richtige Antworten zu leben. Angst vor der Ausweisung. An diese Worte kommen mir in den Sinn, wenn ich an die menschlichen Beziehungen im 21. Jahrhundert denke. 

Es ist viel leichter, mit Künstlicher Intelligenz zu sprechen. KI ist immer positiv und immer einverstanden mit dir. KI antwortet sofort und hat keine Ausreden, warum sie nicht antworten kann. Sie ignoriert einen nie und ist immer freundlich. KI gibt die besten Ratschläge. Am Ende der Kommunikation tröstet sie die Person und lässt jemanden sich fühlen, dass er oder sie gehört wurde. 

The (AI) therapist is in: Can chatbots boost mental health?

Nach dieser idealen Kommunikation vergessen viele Menschen ihre Beziehungen mit realen Personen. Sie sprechen nur mit KI, sie bitten nur KI um Ratschläge. Ich muss ehrlich zu Ihnen sein, ich kann Sie verstehen. 

Diese Menschen, welche KI als Freund wählen, haben vermutlich oft wegen ihrer realen Freunde gelitten. Das ist lange Zeit so gegangen, bis es zu sehr weh tat, weiter zu versuchen, mit anderen zu sprechen. Und ich glaube nicht, dass ich das ihnen vorhalten kann. 

Menschen waren immer… kompliziert. Sie widersprechen sich oft, sie sagen schlechte Worte zueinander ohne jeden Grund. Sie verändern sich zu oft. Die Freundin, die ich seit zwei Jahren gekannt habe, hat sich mit einem Mal verändert. 

Natürlich, als ich darüber nachgedacht habe, habe ich bemerkt, dass sie sich  langsam, aber unaufhaltsam verändert hat, und ich wollte es einfach nicht bemerken, und die Hoffnung flackerte in mir, dass es vorübergehend ist, dass alles vorbeigehen würde. 

Die Veränderungen in den Menschen sind wie der Wechsel der Jahreszeiten. Aber während wir die unvermeidlichen Jahreszeiten der Natur willkommen heißen, fällt uns das bei Menschen schwer. 

Es tut höllisch weh zu sehen, wie eine Person, die dich lange Zeit verstanden hat, nicht mehr da ist. Ihre Gesicht und Körper sind gleich, aber ihr Gehirn kannst du nicht mehr erkennen. «Mag sie Lila immer noch oder nicht? Ist diese Rockgruppe immer noch ihre Lieblingsband?», manchmal findest du dich unwissentlich hinter diesen Fragen wieder.

Sprechen mit KI kann uns helfen, die Realität lange Zeit zu ignorieren und in einer perfekten Welt zu leben. Aber unsere Welt hatte es nie mit dem Idealen zu tun. Unsere Welt ist gleichzeitig unglaublich hässlich, entsetzlich, wunderschon und mies. 

Nicht alle Augen können es sehen und ertragen. Viele Leute brauchen eine Brille, damit sie in dieser Welt überleben können, und den Platz dieser Brille ersetzt Künstliche Intelligenz gerne. 

Aber hier liegt ein großes Problem. Die desinfizierte Realität, die KI uns bietet, ist grundsätzlich unnatürlich für uns. 

Es ist die Superfähigkeit des Menschen, etwas Schönes in nicht perfekten und kaputten Dingen zu sehen. Es gibt so viel Kunst von gebrochenen Dingen, und das ist kein Zufall. Menschen haben sich immer für etwas interessiert, was nicht funktioniert, und hatten diese irrationale Liebe für Dinge, welche keinen Nutzen bringen. 

Es ist unsere Natur zu wissen, dass der Tod in seinem Verständnis schön ist, dass es gut ist, unterschiedlich zu sein: gedemütigt, laut, stark, liebevoll, heulend und geschlossen. 

Es ist natürlich, ein gebrochener Mensch zu sein. Dass bedeutet, du hast gelebt und Erfahrungen gesammelt. Du hast etwas hinterlassen und etwas entwickelt. 

Veränderungen sind Teil der Natur und wir als Kinder der Natur müssen das akzeptieren, als wäre das der wunderbare letzte Augenblick.

7 Kommentare:

  1. Poesie der Verzweiflung. Esmira, ich hab einiges korrigiert, um es für einen deutschen Leser verständlicher zu machen. Hoffentlich hat es dem Inhalt nicht geschadet.

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    1. Vielen Dank für das tolle Feedback und die Korrekturen! Ich freue mich sehr, dass der Inhalt gut angekommen ist.

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  2. Und das ist wohl freies Schreiben, also können sowohl schöne, als auch entsetzliche Sachen aufs Papier kommen.

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  3. Immer weiter und nur nicht schlappmachen.

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  4. Esmira, beim Lesen deines Textes habe ich an das Lied "Mensch" von Herbert Grönemeyer gedacht!

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    1. Das ist ein wunderschönes Kompliment! Ich kenne das Lied, und die Verbindung zu meinem Text ehrt mich sehr :)

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